Die Immobilienpreise bröckeln
22Januar
Aber äußerst günstige Bedingungen für Kaufinteressenten
Von Martin Krause
Bielefeld. Die Preise für Eigenheime und Eigentumswohnungen sind 2008 in großen Teilen von OWL gesunken. „Je weiter die Immobilien von den Städten entfernt liegen, umso schwieriger wird es für Verkäufer“, sagten Mitglieder des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) gestern in Bielefeld.
Die Finanzkrise habe für viele Investoren den Vorteil von Sachwerten („Betongold“) wieder in den Fokus gerückt, sage der Detmolder Gerd Becker, der auch Mitglied im IVD-Vorstand ist. Mehrfamilienhäuser seien als „inflationsgeschützte Anlagemöglichkeit“ wieder gesucht, bestätigte der Bielefelder Makler Jürgen Stracke: „Da ist kein Totalverlust zu befürchten.“
Auf den Wert von Einfamilien-Häusern hat sich das jedoch noch nicht preissteigernd ausgewirkt. Im Gegenteil: Die Krise und die Angst vor Arbeitsplatzverlust lasse Interessenten zögern. Der Wohnungs-Neubau sei weiter rückläufig. Sinkende Preise mit Abschlägen von bis zu 10 oder sogar 20 Prozent sind nicht nur in den ländlichen Gebieten festgestellt worden, sondern – je nach Objekt und Lage – auch in Gütersloh, Paderborn, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg sowie in Bielefeld (Eigenheime in sehr guten Lagen), Herford (Eigentumswohnungen mit sehr gutem Wohnwert), Minden (bei Eigenheimen und Reihenhäusern in mittlerer Lage), Detmold und Bad Salzuflen (bei Eigentumswohnungen). In Paderborn, Detmold und Minden habe es zum Teil aber auch Preissteigerungen gegeben.
Auf dem Dorf ist die Entwicklung mancherorts besorgniserregend: „Ich will nicht sagen, dass die Preise im freuen Fall sind“, sagte Becker, „aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht Leerstände wie in Mecklenburg-Vorpommern bekommen.“
Entscheidend für den Preis sei stets die Lage, erinnerte die Bielefelder Maklerin Brigitte Scheele. Zentralität und die Anbindung an städtische Infrastruktur sei zunehmend gefragt. Das habe auch mit der steigenden Sensibilisierung für Energieeffiziens zu tun, so die Makler: Immobilienkäufer achten auf gute Dämmung und alternative Energieversorgung, aber zunehmend auch darauf, möglichst wenig auf das Auto angewiesen zu sein.
Die gute Nachricht: Für Käufer sind die Bedingungen bestens. Erstens ist das Angebot groß, etwa weil ältere Menschen in eine kleinere Wohnung wechseln möchten oder weil ererbte Häuser verwertet werden sollen. Zweitens sind die Darlehenszinsen weiterhin extrem niedrig.
Für Mieter habe sich die Situation kaum verändert. In Paderborn, Bad Salzuflen und Detmold haben die Makler bei Neuvermietungen zum Teil leichte Nachlässe von 1 bis 4 Prozent ermittelt. In Wohnungen mit besserem Wohnwert sind die Mieter zum Teil aber auch leicht gestiegen. Insgesamt sei der Mietwohnungsmarkt in OWL mit Leerstandquoten von zwei bis drei Prozent ausgeglichen.
Bei Gewerbeimmobilien ist die Leerstandsquote zum Teil deutlich höher. Von zahn Prozent spricht der Gütersloher Makler Ludger Kaup. Alte Lagerhäuser, ländliche gelegene Ladenlokale oder unsanierte Büros sind immer schwieriger zu vermieten.