Beckhof sucht neuen Besitzer

08April

Bethel will sich auf das Kerngeschäft konzentrieren – Nutzung ungewiss

Von Kerstin Sewöster

Sennestadt (WB). Der alte Beckhof steht zum Verkauf. Für 250.000 Euro will sich der Eigentümer, die von-Bodelschwinghschen-Anstalten Bethel, von dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus trennen. Die künftige Nutzung ist noch offen.

Es gebe mehrere Möglichkeiten der Nutzung, ließ das beauftragte Bielefelder Maklerbüro Stracke gestern verlauten. Geeignet sei das Gebäude nach wie vor als Restaurant und Ausflugslokal. Es komme aber auch als Privathaus in Betracht. In diesem Fall seien jedoch umfangreiche Umbaumaßnahmen notwendig, wie Marc Sommer vom Büro Stracke erklärt. Sie müssten mit dem Denkmalamt abgesprochen werden.

„Wir wollen uns auf das Kerngeschäft konzentrieren. Der Beckhof gehört nicht mehr dazu“, kommentiert Jutta Olms vom Betheler Immobilienmanagement den geplanten Verkauf. Die Immobilie war 1965 von der Sennestadt GmbH erworben und nur ein Jahr später im Tausch an die von-Bodelschwinghschen-Anstalten weitergegeben worden.

Artur Herrmann, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Beckhofsiedlung, sieht den Verkauf des alten Hofes mit Bedauern. „Ich kann nur hoffen, dass der Hof auch künftig als Ort der Begegnung dient, wie er es immer schon getan hat“, sagte Herrmann auf Anfrage. Die jüngere Geschichte des Hofes ist eng mit der Entstehung der Beckhofsiedlung verbunden. Das stattliche Fachwerk war nicht nur Namensgeber für die Siedlung, sondern wurde auch der Ort, an dem Traditionen gepflegt wurden. Vor allem Menschen aus Osteuropa fanden in der Siedlung ein neues Zuhause. Im Beckhof stand jeder Landsmannschaft ein eigener Raum zur Verfügung. Aus den verschiedenen Nationalitäten wurde eine Gemeinschaft – und der Beckhof war das Zentrum für die Aktivitäten.

In dieser Zeit besuchten Gäste aus Nah und Fern das historische Gebäude im Bielefelder Süden. Zu den prominenten Besuchern zählte der estnische Präsident Lennart Meri.

Der Abschied Bethels vom Beckhof deutete sich schon vor etwa zehn Jahren ab. Ende der 90er Jahre ging der letzte Leiter in den Ruhestand. Danach wurde das Gebäude nur noch sporadisch und bei gelegentlichen Anlässen wie zum Beispiel Seminaren und Feiern genutzt.

Der Beckhof war insbesondere als Veranstaltungsort für große Familienfeiern und Tagungen beliebt. Das Gebäude ist eine stattliche Hofstelle; das Grundstück ist insgesamt 3000 Quadratmeter groß. In die offene Diele wurde in den 60er Jahren ein Kamin integriert. Die Ausbuchtungen für die Ställe sind noch deutlich erkennbar; sie wurden während der Zeit des Gastronomiebetriebs als Sitzbereiche genutzt. Das Obergeschoss ist voll ausgebaut und umfasst 15 Zimmer. Die gesamte Wohnfläche beträgt 600 Quadratmeter.

Auf dem mit Blumenornamenten verzierten Torbogen am Nordgiebel steht das Datum 1828. In jenem Jahr wurde das Gebäude erweitert, erstmals urkundlich erwähnt ist es 1782 (siehe Kasten). Der Beckhof war im 19. Jahrhundert das größte Gehöft in der Senne. In die Denkmalliste der Stadt Bielefeld wurde das Fachwerk 1985 eingetragen.

Aktuelles Stichwort
Alter Beckhof

Der alte Beckhof, ursprünglich Neusiedlerhof am Menkebach, ist urkundlich erstmals 1782 erwähnt und wurde in der so genannten Heepensenne erbaut. Nach Umbau und Erweiterung im Jahre 1826 war der Beckhof das größte Gehöft in der Senne. Als die Besitzer auf den Lindenhof übersiedelten, wurde es an Heuerlinge verpachtet. In die Denkmalliste eingetragen wurde der Vierständer-Fachwerkbau im Jahr 1965. Zum Hof gehörten einst so viele Kottengebäude für ‚Weber und Spinner, wie sonst auf keinem anderen Hof in der Heepensenne tätig waren.

Das Haupthaus wurde 1965 umgestaltet und restauriert. Wörtlich heißt es in der Beschreibung der Denkmalbehörde: „Das Gebäude zeugt auch heute noch von der bäuerlichen Baukultur des 18. Jahrhunderts und ist für die Ortsgeschichte des Stadtteiles Sennestadt und für die Entwicklung der ländlichen Produktionsstätten von hoher Bedeutung.“

Westfalen-Blatt, 09.04.2009

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