Betongold hält ewig
21September
Immobilien als Kapitalanlage
Von Frank Tippelt
Bielefeld. Gute Nachrichten für künftige Immobilienbesitzer: Die Preise für gebrauchte Häuser und Eigentumswohnungen sinken auf breiter Front. Schlechte Nachrichten für Mieter: die Mieten leider nicht.
Das geht aus dem Preisspiegel Wohnimmobilienmarkt hervor, den der Immobilienverband Deutschland (IVD) im März veröffentlicht. Demnach gehen 2009 in Ostwestfalen-Lippe die Durchschnittspreise gegenüber dem Vorjahr in der Spitze um bis zu 20 Prozent zurück (einfache Reihenhäuser in Gütersloh: 2008 rund 120 000 Euro, 2009 rund 100 000 Euro). Auch in anderen Städten wie Paderborn, Rietberg, Detmold und Minden gaben die Preise zum Jahresbeginn deutlich nach, stabilisieren sich aber auf diesem Niveau.
Viele Menschen möchten nach wie vor Wohnort und Arbeitsplatz in überschaubarer Nähe haben, doch allmählich steigt das Interesse nach Immobilien außerhalb der Städte. „Die Nachfrage nach Wohnraum in ländlichen Gebieten zieht wieder an“, stellt Jürgen Stracke fest. Der Bielefelder Immobilienmakler hat mit seiner Warnung all´ die Kaufinteressenten im Blick, die auf den ganz großen Preisverfall spekulieren: „Die Sohle ist praktisch erreicht.“
Die Gründe für die steigende Nachfrage sind einleuchtend: Zum einen investieren mit der Finanzkrise messbar mehr Käufer – zum selbst Bewohnen oder als Kapitalanlage – in Betongold, wie Jürgen Stracke in den vergangenen drei Monaten beobachtet hat: „Gewohnt wird immer, Beton als Produkt stirbt nie aus.“
Pendlerpauschale entlastet Familien
Zum zweiten haben mit der wieder eingeführten Pendlerpauschale Berufstätige etwas mehr finanziellen Spielraum. Zumal junge Familien mit knapperem Budget können jetzt wieder aufs Land ziehen.
Und das ist durchaus attraktiv: Viele Regionen in OWL haben eine sehr gute Infrastruktur. Allerdings: Nicht jede Immobilie ist hier gefragt. „Wer von der Stadt aufs Land oder in die Vororte zieht, der hat konkrete Mindesterwartungen an den neuen Wohnort“, sagt Makler Stracke und zählt auf, worauf es Immobilienkäufern ankommt: Nahversorgung, Kindergarten und Schule, gute Anbindung an Bus und Bahn. Jürgen Stracke: „Dörfer und Kleinstädte, die diese Bedingungen nicht erfüllen, werden kaum Zuzug erleben. Sie trocknen aus.“
Teure Grundstücke – weniger Neubauten
Noch einen Trend gibt es laut IVD: Nach den verheerenden Einbrüchen auf dem Aktienmarkt zieht die Nachfrage nach Mehrfamilienhäusern als Kapitalanlage an. „Gefragt sind insbesondere Häuser mit sechs bis acht Wohnungen“, weiß Bernhard Hoffmann, Pressesprecher des IVD West.
Zugleich, so Hoffmann, nehme die Bautätigkeit ab: „In Bielefeld sank die Zahl der Baugenehmigungen zwischen Januar und September 2008 gegenüber dem Vorjahr um 12,2 Prozent. „Kein Wunder angesichts der Grundstückspreise: „Ende der 80er Jahre kostete der Quadratmeter in Senne II 120 Mark. Heute liegt er bei 220 Euro“, so Immobilienfachmann Stracke.
Er empfiehlt, und das nicht allein aus Geschäftsinteresse, vielmehr, weil die Rechnung aufgeht, in jungen Jahren klein anzufangen und mit veränderter Lebensplanung die Immobilie zu vergrößern. „In manchen Lagen kann man billiger kaufen als mieten“, sagt Stracke: „Eine Immobilie behält bei guter Pflege ihren Wert oder steigert ihn sogar.“ Auch er rät zu Mehrfamilienhäusern als Kapitalanlage: 2Man kann nicht in kürzester Zeit Riesengewinne machen, aber eine solide Rendite ist immer drin.“ Vorerst werde das niedrige Zinsniveau bleiben, auch das sei ein Argument, sich mit dem Thema Hauskauf zu beschäftigen.
Knapp 170 000 Euro kostet dieses Haus in guter Bielefelder Randlage. „Die Nachfrage nach Immobilien außerhalb der Zentren steigt spürbar an“, beobachtet Makler Jürgen Stracke. Foto: Frank Tippelt